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Debitoren, Fremdwährung, Fremdwährungsneubewertung, Kreditoren
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Fremdwährungsneubewertungsfunktion im Kreditorenmodul und zeigt auf welchen Einfluss unterschiedliche Parametereinstellung auf die Neubewertungsfunktion haben. Bitte beachten Sie dass die im Folgenden gemachten Ausführungen und Erläuterungen gleichermaßen für den Debitorenbereich gelten, da sich die Fremdwährungsneubewertungsfunktion im Kreditoren- und Debitorenmodul de facto nicht voneinander unterscheiden.
Die nachfolgend dargestellten Beispiele wurden alle in der sog. Dynamics AX Contoso Firma DEMF durchgeführt, welche den EURO als Buchhaltungswährung hinterlegt hat. Alle Fremdwährungsbeispielrechnungen in USD wurden in den Monaten Januar und Februar 2022 erfasst. Für diese Monate wurden die folgenden Währungswechselkurse hinterlegt.
Aufgrund der Vielzahl der Parametrisierungsmöglichkeiten wurde dieser Beitrag in vier Kapitel (Teile) unterteilt. Im ersten Teil werden unterschiedliche Einstellungen an der Neubewertungsmethode untersucht. Anschließend werden die Auswirkungen unterschiedlicher Einstellungen im Dimensionsbereich (Teil 2) und Buchungsprofilbereich (Teil 3) analysiert bevor im letzten Unterkapitel die Auswirkung unterschiedlicher Datumseinstellungen untersucht wird.
Teil 1: Neubewertung der Fremdwährung – Methode
Lassen sie uns zuerst die Auswirkung der drei verschiedenen Neubewertungsmethoden (Standard, Rechnungsdatum und Minimum) im Detail betrachten. Hierfür wurde am 1. Januar eine Fremdwährungsrechnung in Höhe von 1000 USD in Dynamics AX erfasst, als der Wechselkurs zwischen dem EUR und dem USD bei 1,00 lag.
Um den Unterschied in der Auswahl der verschiedenen Neubewertungsmethoden identifizieren zu können, werden nachfolgend drei Wechselkursregulierungen am 28. Januar bzw. 31. Januar durchgeführt. Für diese Tage waren die folgenden Wechselkurse in Dynamics AX hinterlegt.
Die erste Fremdwährungsneuberechnung wurde am 28. Januar mit der „Standardmethode“ durchgeführt, wie dies im folgenden Screenshot aufgezeigt ist.
Da es zwischen dem 01. Januar und dem 28. Januar zu einer Aufwertung des USD kam entstand ein Wechselkursverlust in Höhe von 250 EUR, dessen Ermittlung im folgenden Screenshot im Detail dargestellt ist.
Auf Sachkontoebene wird dementsprechend ein nicht realisierter Wechselkursverlust in Höhe von 250 EUR gebucht.
Unmittelbar im Anschluss an diese erste Fremdwährungsneubewertung wurde eine Fremdwährungsneubewertung mit der Methode „Rechnungsdatum“ durchgeführt. Bitte beachten sie, dass eine Änderung des Kursdatums in diesem Fall nicht möglich ist. Um dennoch einen möglichen Unterschied zur ersten Kursregulierung identifizieren zu können, wurde der Bewertungsstichtag auf den 31. Januar abgeändert.
Im Ergebnis führte die zweite Fremdwährungsneubewertung zu einer Aufhebung (Stornierung) der ersten Fremdwährungsneubewertung, die mit der Standardmethode durchgeführt wurde. Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der hinterlegte Bewertungsstichtag das Buchungsdatum der Fremdwährungsneubewertung determiniert. Weitere Einzelheiten können den folgenden beiden Screenshots entnommen werden.
Die dritte Fremdwährungsneubewertung wurde schließlich mit der Minimum-Methode durchgeführt. Im Unterschied zu den vorherigen Neubewertungen wurde diesmal das Kursdatum auf den 31. Januar festgelegt.
Ergebnis:
In diesem Beispielfall generiert Dynamics AX keinerlei Wechselkursregulierung bzw. zugehörige Sachkontobuchung. Dies liegt darin begründet, dass die Kursänderung zum 31. Januar zu einem nicht realisierten Wechselkursgewinn führen würde und die Minimum-Methode den Ausweis und die Buchung eines solchen unrealisierten Gewinns verhindert.
Teil 2: Neubewertung der Fremdwährung – Dimensionen
Nach der Analyse der verschiedenen Neubewertungsmethoden soll in diesem Unterkapitel die Auswirkung der Dimensionsparametrierung betrachtet werden. Hierfür wurde der eingangs gebuchte Rechnungsbeleg nochmals zur besseren Nachvollziehbarkeit im folgenden Screenshot dargestellt.
Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, dass die ursprüngliche Rechnungsbuchung mit der Finanzdimension „Business Unit 002“ durchgeführt wurde.
Vor dem Hintergrund dieser Rechnungsbuchung wurde erneut eine Fremdwährungsneuberechnung mit der Standardmethode und der Dimensionseinstellung „Kein“ gestartet.
Beim Aufruf des Fremdwährungsneubewertungsprozesses mit dieser Parametereinstellung wird zunächst die folgende Hinweismeldung eingeblendet:
Wird diese mit Yes bestätigt, so generiert Dynamics AX einen Neubewertungsbuchungsbeleg ohne jedwede Finanzdimension, wie dies im nächsten Screenshot dargestellt ist.
Um nun den Unterschied zu den anderen Dimensionseinstellungen identifizieren zu können wurde die zuvor durchgeführte Fremdwährungsneubewertung zunächst mit Hilfe der „Rechnungsdatumsmethode“ storniert. Anschließend wurde die Fremdwährungsneubewertung mit der Dimensionseinstellung „Buchung“ wiederholt.
Ergebnis:
Der nun generierte Neubewertungsbuchungsbeleg wird mit den Finanzdimensionen erstellt, die im Rahmen der Rechnungsbuchung verwendet wurden.
Um auch die dritte und letzte Dimensionseinstellung („Tabelle“) prüfen zu können wurde die vorherige Fremdwährungsneubewertung zunächst wieder mit Hilfe der Rechnungsdatumsmethode storniert und anschließend wie folgt nochmals gestartet:
Ergebnis:
Nun verwendet Dynamics AX für die Buchung der Fremdwährungsneubewertung die Finanzdimension „Business Unit 001“, die in den Kreditorenstammdaten hinterlegt ist. Siehe hierzu die folgenden beiden Screenshots.
Teil 3: Neubewertung der Fremdwährung – Buchungsprofile
Nach einer erneuten Stornierung der vorherigen Fremdwährung soll in diesem Kapitel nun die Auswirkung von geänderten Buchungsprofileinstellungen geprüft werden. Hierfür wurde die Neubewertung mit den folgenden Einstellungen erneut gestartet:
Hinweis: Im ausgewählten Buchungsprofil „FX“ wurde ein eigenes Sammelkonto (Nr. 200101) hinterlegt.
Ergebnis:
Interessanterweise wurde die Fremdwährungsneubewertung nicht auf dem im Buchungsprofil „FX“ hinterlegten Sammelkonto durchgeführt.
Dies liegt darin begründet dass die Dimensionseinstellung „Buchung“ die Buchungsprofileinstellung übersteuert. Um dies zu verifizieren wurde die Neubewertung zunächst wieder storniert und anschließend mit den folgenden Einstellungen erneut durchgeführt.
Ergebnis:
Nun wird die Fremdwährungsneubewertung über das im Buchungsprofil „FX“ hinterlegte Sammelkonto abgebildet.
Hinweis:
Die Erfassung und Buchung von unrealisierten Kursgewinnen bzw. Kursverlusten auf eigenen Sammelkonten kann Unternehmen in zweierlei Hinsicht helfen:
Zum einen darin, dass es hierdurch möglich wird das sog. Fremdwährungsexposure besser und einfacher identifizieren zu können. Hierunter ist folgendes zu verstehen; geht man davon aus, dass unrealisierte Kursgewinne bzw. Kursverluste alle auf den entsprechenden Kursgewinn-/Kursverlustkonten gegen das Verbindlichkeitensammelkonto des zugehörigen Kreditors gebucht werden, so können Kurseffekte die aufgrund konzerngruppeninterner Transaktionen entstehen nicht von konzerngruppenexternen Kurseffekten unterschieden werden, da diese Kurseffekte im Sammelkonto untergehen. Informationen über das Ausmaß potentieller Währungsrisiken sind allerdings für die Entscheidung ob und welcher Anteil dieses Risikos ggf. abgesichert werden soll von entscheidender Bedeutung.
Ein zweiter Vorteil der sich aus der Abbildung von Kursregulierungseffekten über eigene Sammelkonten ergibt besteht in einem vereinfachten Konsolidierungsprozess.
Teil 4: Neubewertung der Fremdwährung – Datumswerte
Um den Einfluss der Datumswerte in der Neubewertungsparametermaske in diesem letzten Kapitel zu untersuchen wurde zunächst eine zweite Kreditorenrechnung in Höhe von 2000 USD zum 01. Februar eingebucht. An diesem Tag lag der Wechselkurs erneut bei 1,00 EUR/USD.
Nach Buchung dieser zweiten Kreditorenrechnung wurde die Fremdwährungsneuberechnung mit den folgenden Einstellungen neu gestartet:
Ergebnis:
Für die Kursregulierung wurde der am 28. Februar gültige Wechselkurs von 0,6 EUR/USD bzw. 1,6667 USD/EUR herangezogen. Gleichzeitig kann man dem Kursregulierungsbericht entnehmen, dass lediglich die erste im Januar gebuchte Rechnung aufgrund des gewählten Bewertungsstichtags kursreguliert wurde.
Nach einer erneuten Stornierung der vorherigen Kursregulierung wurde diese mit einem geänderten Bewertungsstichtagswert durchgeführt.
Ergebnis:
Grundgrund des geänderten Bewertungsstichtags wird nun sowohl die im Januar als auch die am 01. Februar gebuchte Rechnung berücksichtigt und wechselkursreguliert.
[Rechnung 1: 1000 USD, Rechnung 2: 2000 USD => Gesamt: 3000 USD * Kurs vom 28 Februar (1,6667 USD/EUR) = 5000 EUR => 2000 EUR unrealisierter Kursverlust]
Ich hoffe sie konnten diesem Beitrag den ein oder anderen nützlichen Hinweis entnehmen und freue mich sie auch in den nächsten Beiträgen wiederzusehen.